Bei Kulturprojekten gilt es häufig, mit Kooperationspartner*innen zusammenzuarbeiten, um ein Vorhaben zu realisieren. Im Kulturkofferprogramm speziell ist ein/e Kooperationspartner*in Voraussetzung für ein förderfähiges Projekt. Durch die Vernetzung mehrerer Akteure möchte das Programm gerade die Nachhaltigkeit und das Selbstverständnis von Kulturprojekten besonders in ländlichen Räumen Hessens unterstützen. Nach dem Motto „auf zwei Beinen steht es sich besser“ kann die Kooperation für ein Projekt inspirieren, befruchten und auch nach der Förderphase können die Partner*innen gemeinsame Ideen zur selbstständigen Weiterführung entwickeln. Damit dies gut gelingt, sollte die Partner*innenschaft auf Augenhöhe basieren.
Kooperieren / Koproduzieren – Formen der Zusammenarbeit entwickeln
Weil gerade im Bereich der Kulturellen Bildungslandschaft das Interesse nach Kooperationen groß ist und viele Geldgeber*innen eine solche voraussetzen, werden so einige Allianzen geschlossen. Manchmal sind sie gut durchdacht und schon seit langem gewünscht, manchmal wird sich allerdings auch aus schlichtem Pragmatismus zusammengefunden. Häufig werden Kooperationen vereinbart, die gemeinsamen Ziele und Nutzen abgestimmt, aber die Durchführung verläuft eigenständig und getrennt im jeweiligen Arbeitsbereich. Bei ungenügender Planung und unklaren Absprachen kann es schnell zu Komplikationen führen und die Partner*innen trennen sich im besten Fall nach erfolgtem Projekt ohne Mehrwert. Geht eine Kooperation über die schlichte Aufgabenteilung hinaus und entwickelt Methoden der Koproduktion, indem das Projekt in einem gemeinschaftlichen Arbeitsprozess gestaltet wird, können wertvolle Synergien entstehen. Wichtig dabei ist häufig, dass alle Parteien ein bisschen die eigene Struktur verlassen und sich auf einen neuen gemeinsamen Weg einlassen.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Auch wenn Anträge häufig unter Zeitdruck entstehen und Ideen lieber schneller als gar nicht verwirklicht werden wollen, sollten die Kooperationspartner*innen sich Zeit nehmen und die jeweiligen Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit genau prüfen. Um gut zusammenzuspielen, ist es ratsam, flexibel aufeinander zu reagieren und nicht mit vorgefertigten Plänen anzurücken, sondern gemeinsam die für alle richtigen Strukturen auszuarbeiten. Alle wesentlichen Punkte sollten im Perspektivwechsel durchgesprochen werden, um alle Seiten zu berücksichtigen. In einer Kooperation gibt es verschiedene Verantwortungsbereiche (Konzept/Format, praktische Umsetzung, Administration, Netzwerkarbeit, Öffentlichkeitsarbeit) zu besetzen, die auf jeden Fall vor der Durchführung zu aller Zufriedenheit verteilt sein sollten. Der Austausch im Vorfeld über das Selbstverständnis und die unterschiedlichen Haltungen der Kooperationspartner*innen schafft einen gesunden Nährboten für Zukünftiges: Eine wertvolle Kooperation will keine Gleichschaltung bewirken, sondern schöpft ihre Kraft aus der Vielfalt und der multiprofessionellen Zusammenarbeit.
Um sich die gemeinsame Aufgabe und deren Tragweite bewusst zu machen, lohnt es immer, eine Kooperationsvereinbarung aufzusetzen. Die Vereinbarung kann im Laufe des Prozesses dann immer wieder als Qualitätsinstrument herangezogen und angepasst werden.
Aus dem Workshop Beziehungsgeschichten – Kooperieren auf Augenhöhe
Ein Workshop des Netzwerktreffens des Kulturkoffers im vergangenen Jahr beschäftigte sich intensiv mit dem Nutzen und den Erfolgsfaktoren von Vernetzung bei Kulturprojekten. Die Referentin Friederike Schönhuth von „Red Pony – Agentur für Kunst und Kulturelle Bildung“ erläuterte anschaulich die nötigen Voraussetzungen für eine gelungene Kooperation und deren Umsetzung.
- Zusammen Stärken mehren
Vernetzen sich verschiedene Kooperationspartner*innen für ein Projekt, bringt jede Partei auch unterschiedliche Ressourcen mit in den gemeinsamen Pool: Hier gibt es das künstlerische und kulturelle Fachwissen und dessen Vermittlung, dort wird die Zielgruppe gut erreicht, jener kann eine geeignete Infrastruktur bereitstellen und schließlich hat jene genau die richtigen kulturpolitischen Einflüsse zu bieten. Durch die Kooperation können sich die Partner*innen gegenseitig gut beraten, ihre Ressourcen sinnvoll teilen und den Erfolg des eigenen Anliegens positiv verstärken, indem es einen größeren Wirkungsradius erhält. - Kooperation von Gegensätzen
Gleichzeitig hegen dieselben Parteien je ihr eigenes Interesse und verfolgen ihre jeweiligen Ziele mit dem gemeinsamen Projekt. Herausforderungen sind dabei vor allem die unterschiedlichen „Sprachen“ der Kooperationspartner*innen, da sie sich meist in jeweils anderen Umfeldern bewegen oder auch der unterschiedliche Rhythmus mit konträren Tages-, Arbeits- und Entscheidungsabläufen eine wesentliche Rolle für das gemeinsame Arbeiten ist. Verschiedene Faktoren, wie langwierige Absprachen, Abhängigkeiten, institutionelle Zwänge oder wechselnde Zuständigkeiten können den Projektverlauf extrem belasten. - Gelungene Beziehung in Kommunikation auf Augenhöhe
Insofern ist es wesentlich und gerade zu zwingend, wenn eine bereichernde und reibungslose Zusammenarbeit gelingen soll, von Beginn an auf Augenhöhe zu agieren und alle Parteien in die Planung direkt mit einzubeziehen. Besonders voneinander abhängige Projektdimensionen sollten gut abgeklärt werden, aber auch grundsätzlich ist die Transparenz des Planungsprozesses für alle Beteiligten ein positives Signal und ein Garant für den gemeinsamen Erfolg. Je verschiedener die Kooperationspartner*innen, umso wichtiger ist es zudem, sich in die jeweils andere Rolle hineinzuversetzen. Die jeweiligen Erwartungshaltungen sollten vorab geklärt sein. Häufig können dann einseitige Belastungen auf mehrere Schultern verteilt und durch klare Absprachen Missverständnisse minimiert werden.
Denn jede glückliche Beziehung steht auf den immer gleichen Grundpfeilern, wie Verständnis, Respekt, Zuhören, Nachfragen, Wünsche und Unstimmigkeiten äußern, andere so lassen wie sie sind oder Konflikte gemeinsam lösen. Als wesentliches Instrument zum Erhalt und zur Stärkung dieser Grundpfeiler ist eine gute Kommunikation mit der Bereitschaft, sich regelmäßig auszutauschen und eine für alle Beteiligten realisierbare Kommunikationsstruktur einzuhalten.
Den Teilnehmenden wurden drei spannende Szenarien zur Bearbeitung an die Hand gegeben, woran sie die Fallstricke von Kooperationen analysieren und mögliche Lösungen gemeinsam erarbeiten konnten. Gerade das Visualisieren von möglichen Szenarien, ohne selbst dem unmittelbaren Druck der Situation ausgesetzt zu sein, gab den Teilnehmenden den Freiraum, die besonderen Herausforderungen der Situation zu erkennen und kreative Lösungen zu finden, die später sicherlich in der eigenen Realität ihren Widerhall finden werden.
Beziehungsgeschichten können glücklich enden
Sinnvoll und förderlich sind gelungene Kooperationen nicht nur für die jeweiligen Partner*innen, sondern natürlich auch die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen profitieren enorm von einem Sparten oder Institutionen übergreifenden Angebot. Zum einen bietet es einer breiteren Zielgruppe Teilhabechancen, zum anderen kann das grundsätzliche Interesse an Kultur damit gesteigert werden. Das produktive Klären der Erwartungshaltungen im Vorfeld schafft anschließend Raum für kreative Prozesse und mehr Spaß an der gemeinsamen Projektarbeit. Gerade für die Zielgruppe der Heranwachsenden sind klar gesteckte Ziele und transparente Strukturen gleichermaßen wichtige Voraussetzungen zur Teilhabe an Projekten- der Lohn: positives Feedback und kontinuierliche Beteiligung.
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Weitere Informationen
Publikation der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) „Kooperationen für Kulturelle Bildung>>Eine Starthilfe“
Publikation der BKJ „Perspektive Künste – Arbeitsfeld Kulturelle Bildung“; Checkliste Seite 41. (PDF)
Interview Kerstin Hübner (BKJ) mit Tipps zur erfolgreichen Zusammenarbeit
Red Pony – Agentur für Kunst und Kulturelle Bildung
Begleitbroschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie: „Gemeinsam stärker: Kooperationen“