Die zehn Teilnehmer*innen zwischen sechs und elf Jahren waren allesamt traurig, dass nun der letzte Tag von zwei Wochen intensiver Kreativzeit im Projekt Wunschstadt Herborn angebrochen war. Im Projekt wurde gemeinsam ein Hörspiel als kleine Stadtführung erarbeitet, bei dem die Wunschvorstellungen der Kinder zur eigenen Stadt zentrale Etappen sind.
Ein Projekt findet sich
Bereits im vergangenen Förderjahr hatte Christine Krauskopf mit ihrem Verein KiKuZ das Projekt Buchkinder schreiben Theater-Geschichte(n) durchgeführt, bei dem die Teilnehmer*innen gefordert waren, ihre Geschichten aufs Papier und auf die Bühne zu bringen. Die Bekanntschaft mit dem Performer und Regisseur Kim Willems machte Frau Krauskopf dann direkt bei der Begrüßungsveranstaltung des Kulturkoffers im Frühjahr 2019, woraus sich für den Verein auch schon der Antrag für ein Projekt in 2020 formierte. Kim Willems wiederum betreute als anleitender Künstler bereits mehrere Projekte des Gießener Vereins für interkulturelle Bildung und Begegnung e. V. erfolgreich. Neben seiner Arbeit im Bereich der Kulturellen Bildung entwickelt Willems „hauptamtlich“ Performances und Inszenierungen aller Art. So entstand in diesem Jahr gemeinsam mit Meret Kiderlen das Rechercheprojekt „Nischen“ – eine Stadtrauminszenierung als Hörspiel, was sicherlich für die Entwicklung von Wunschstadt Herborn nicht unwesentlich war.
Intensive Projekttage
Natürlich musste sich das Projekt mit der aktuellen Pandemie auseinandersetzen und dementsprechende Anpassungen vornehmen – wie überall. Krauskopf und Willems entschlossen sich, den Termin, der nun direkt nach Corona-bedingt später Bewilligung näher gerückt war, nicht weiter zu verschieben und trotzdem „analog“ direkt mit den Kindern im Kontakt zu arbeiten. Glücklicherweise konnte zur Durchführung als Basis ein großer Raum im Herborner „Richterturm“ bezogen werden, zudem fanden vieles im Freien statt und die interessierten Kinder wurden in zwei kleine Gruppen aufgeteilt. Mit Desinfektionsspray und der Erinnerung an Abstand im Gepäck ging es dann mit der Entdeckung der eigenen Wunschstadt los: Zur Inspiration ging es zunächst gemeinsam durch die Stadt, um die besonderen oder auch die alltäglichen Orte genauer anzuschauen. Spielerisch wurden in kurzen Improvisationen, bei dem jedes Kind sowohl die Rolle als Regisseur*in als auch als Schaupieler*in ausprobieren konnte, Ideen entwickelt. Wunschorte wie Baumhäuser, Burgen, Wasserparks und Wunschhallen mit verschiebbaren Raumelementen entstanden in den Köpfen der Kinder. Gerade nach der langen Lockdownzeit fiel auf, wie sehr die Kinder immer wieder Gemeinschaftsorte als ihre Wunschorte definierten. Wie echte Touristenführer*innen erklärten sie sich gegenseitig und für die Aufnahme ihre Ideen. Und schließlich entwickelten sie die Geschichte vom Herborner Bären, dem Wahrzeichen der Stadt, neu, in der natürlich das Corona-Monster nicht fehlen durfte. Nachdem das Hörspiel-Drehbuch geschrieben war, konnte die Gruppe sogar in einem richtigen Tonstudio ihre Aufnahmen machen.
Und zum Schluss: Die Suche nach Geräuschen
Bevor es zum Geräusche-Fang am letzten Tag ging, wurde sich natürlich wie üblich aufgewärmt: Gehen in verschiedenen Geschwindigkeiten durch den Raum, paarweise wie im Spiegel Bewegungen imitieren oder die Stimme mit lauten u-o-a-e-is trainieren. Sam, Kimon und Fahad aus der ersten Gruppe hatten viel Spaß beim Erzeugen von Wasserspielgeräuschen, lautem Brunnenbauen, den verschiedenen Tonarten vom Laufen auf Straße, Wiese oder Kies und dem Einfangen von Autolärm und den Menschen in der Fußgängerzone. Am meisten Spaß hatten sie allerdings auch, weil sie etwas zusammen erleben konnten. Jetzt fiebern alle Teilnehmenden auf den Tag, wenn Kim Willens ihnen das fertig geschnittene Hörspiel vorstellt.
si
Weitere Informationen
Verein KiKuZ e. V.
Kim Willems
Podcast hr4
Artikel in www.mittelhessen.de:
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