Der Kinderbauernhof Kassel im Stadtteil Wesertor steckt voller Abenteuer und Naturerlebnisse und gleicht einer Oase für Kinder und Jugendliche im urbanen Raum. Gleich in der ersten Sommerferienwoche konnte die Zielgruppe sich mit der Schmiedekunst auseinandersetzen und gemeinsam mit Schmiedekünstler Thomas Hofer am Amboss stehen. Über 50 Kinder nahmen das spannende Angebot in dieser Woche wahr und erzeugten allerlei metallisches Gerät dabei.
Ein Nachmittag auf dem Kinderbauernhof ist vielseitig
So müssen sich Annika und Tommy beim ersten Besuch bei Pippi Langstrumpf in der Villa Kunterbunt gefühlt haben: Schilder, die Erwachsenen den Zutritt nur erlauben, wenn auch ein Kind dabei ist, eine kunterbunte Rhabarberbar mit frischen Getränken, eine Feuerstelle und vor allem viele verschiedene Tiere zum Anfassen. Tatsächlich haben die Kinder und Jugendlichen die Qual der Wahl bei einem Besuch des regelmäßig stattfindenden offenen Nachmittagsangebots auf dem Kinderbauernhof Kassel: Schafe streicheln oder herumführen, Wasser pumpen und die angelegten Gärten und Beete gießen, an Holzhäusern herumwerkeln oder auch die Hasen, Schweine und Hühner versorgen – es gibt immer etwas zu tun. Das Besondere an diesem Ort ist, dass die Kinder hier mitgestalten, viel Neues rund um sämtliche Themen eines Bauernhofs entdecken und gleichzeitig auch Verantwortung für sich und ihre Umwelt übernehmen können. Wer regelmäßig vorbeikommt, kann mit der Zeit zu „Expert*innen“ für ein Fachgebiet heranreifen und Neuankömmlingen zur Seite stehen. Zum einen muss sich – wie auf jedem Bauernhof üblich – regelmäßig um Tier, Pflanze und Gebäude gekümmert werden, zum anderen finden saisonale Aktionen wie Schafe scheren, filzen, Stockbrot am Feuer machen oder eben ganz besondere Projektangebote wie Schmieden statt.
Im Einklang mit Hitze, Glut und Feuer
Der Bildhauer Thomas Hofer aus der Kunstwerkstatt Kassel e. V. hatte gemeinsam mit der Vereinskollegin Jutta Arbter auf dem Gelände des Kinderbauernhofs für eine Woche lang eine kleine Reiseschmiede eingerichtet. Hier fanden die Teilnehmenden alles vor, was zum Spiel mit dem Feuer gebraucht wird: Amboss, Hammer, Zangen, Feilen, Schraubstock und vor allem rohes Eisen. Bevor es losging und das Feuer geschürt wurde, informierte Thomas natürlich darüber, was auf jeden Fall alle beachten müssten: Brille und Handschuhe seien Pflicht, denn natürlich könnten die Funken fliegen. In der Gruppe der maximal zehn Kinder pro Tag herrschte aber jeden Tag so große Konzentration, dass alleine dadurch mögliche Gefahren keine Chance hatten. Auf vieles mussten die Kinder achten: Das Feuer durfte nicht ausgehen, der Hammer musste auch dahin sausen, wo die meiste Kraft gebraucht wurde und vor allem musste sehr vorsichtig mit den heißen Eisen und den scharfkantigen Gerätschaften herumgelaufen und umgegangen werden. Kein Wunder, dass nach den Stunden in der Schmiede alle erschöpft, aber glücklich mit roten Wangen im Gesicht mit ihren selbstgefertigten Werken nach Hause gingen. Und so einige waren gleich mehrmals in der Woche beim sympathischen und enorm geduldigen Schmied, wie beispielsweise Joshua, der eifrig an seinem altertümlichen Messer arbeitete – denn nicht nur Kerzenhalter, sondern auch echte Werkzeuge konnten geformt werden.
Der Kinder- und Jugendbauernhof – ein Projekt für Nachhaltigkeit
Der Kasseler Kinder- und Jugendbauernhof gehört zum Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V. (BdJA), einem bundesweiten Dach- und Fachverband für die Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Besonders anregend und nützlich für die eigene Arbeit sei dabei der Austausch mit anderen Kinder- und Jugendfarmen, erzählte Pädagogin Anne Reinhardt vor Ort. Als gelernte Pädagogin müsse sie sich die landwirtschaftlichen Aspekte natürlich aneignen und profitiere so von den Erfahrungen anderer ähnlicher Einrichtungen. Über diesen Weg kam die tolle Möglichkeit, die Schafe mit eine Handschere selbst zu scheren. Aber auch handwerklich lerne man jeden Tag etwas dazu. So hat das Team, darunter Menschen im Hauptamt, Nebenamt und als Honorarkraft, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen an der Scheune gebaut, dessen Fachwerk mit Stroh ausgekleidet und mit Lehm verputzt wurde, Ziegelsteine aus Lehm selbst hergestellt oder auch eine künslterische Flaschenwand errichtet. Gerade die Kombination aus haptischen Erfahrungen und sozialer Interaktion, die in einem speziell für die Kinder und Jugendlichen geschaffenen Freiraum stattfinden können, erzeuge sehr viel Vertrauen und Halt bei der jungen Besucher*innenschar. Nur mittwochs und samstags dürften die Eltern mit auf den Platz, um auch für die ganz Kleinen die Entdeckungsreise Bauernhof zu ermöglichen. Zweck der Offenen Arbeit mit Kindern sei es vor allem, den Kindern ihrem Freiraum zum Spielen und Entdecken ganz ohne Verpflichtungen zu geben und gerade auch ohne die elterliche Kontrollinstanz im Hintergrund.
si
Weitere Informationen
Projektbeschreibung 2018
Projektbeschreibung 2019
Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze (BdJA)
Kunstwerkstatt Kassel e. V.