Das Netzwerktreffen des Förderprogramms Kulturkoffer fand in diesem Jahr in der Kinder-Akademie in Fulda am 22. August statt. Einen halben Tag lang ab 12 Uhr mittags hatten Kulturakteur*innen die Gelegenheit, sich auszutauschen und sich in Workshops gezielt spezifischen Themen im Bereich Barrieren und Zugänge zu widmen.
Barrieren und Zugänge
Ein gemeinsamer Nenner vieler Kulturakteur*innen ist das Einstehen für Vielfalt und Chancengleichheit – keine Barrieren und damit Zugänge für alle. Ziel und Thema vieler Projekte in der Kulturellen Bildung ist eine offene und diskriminierungsfreie Gesellschaft. Teil dieser Arbeit ist es, sich seiner Leerstellen, Ausschlüsse und Privilegien immer wieder bewusst zu machen. Gemeinsam ging man am Austauschtag mit den Angeboten und der Struktur auf die Suche danach: Wo verstecken sich in unserer täglichen Arbeit Hindernisse, die uns gar nicht bewusst sind? Wo stoßen wir auf Grenzen? Wie können wir all diese Barrieren abbauen und unsere Arbeit zugänglicher machen?
Offener Start in den Tag
Als Einstieg in den Austauschtag gab es verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung: Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Entwicklung einer Kennenlernaktion, eine andere setzte sich über einen gemeinsamen Verhaltenskodex auseinander, den alle bei der Veranstaltung teilen wollten, weitere Teilnehmende befüllten Pinnwände mit Materialien, die das eigene Projekt vorstellten oder überlegten sich, was sie selbst als Akteur*innen der Kulturellen Bildung von einem sinnvollen Schwarzen Brett als Organ des Austauschens erwarteten. Darüberhinaus blieb aber auch noch genug Zeit zum Ankommen und ungezwungenem Austausch.
Alsdann ging es geschmeidig zur offiziellen Begrüßung über. Als Vertreter der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen e. V. sprach 1. Vorsitzender Lothar Behounek M.A. und erfreute sich über die rege Beteiligung und die bisherigen Erfolge des Kulturkofferprogramms im Bereich der Kulturellen Bildung in Hessen. Aus dem HMWK war Angelika Echternach angereist und schon gespannt auf den Austausch mit den Kulturakteur*innen. Dr. Yvonne Petrina, Geschäftsführerin der Kinder-Akademie, begrüßte die nach Fulda gekommenen Gäste und informierte über die vielfältigen Aktivitäten des Museums. Bereits vor Beginn des Treffens hatten Teilnehmende die Möglichkeit, an einer Führung der aktuellen Ausstellung „Das begehbare Herz“ teilzunehmen. Maren Ranzau, Projektleiterin des Kulturkofferprogramms, stellte den Ablauf und die Zielsetzung des gemeinsamen Tages vor und gab das Wort an Teilnehmende der Netzwerkveranstaltung weiter, die die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zum Verhaltenskodex und zur Gestaltung des Schwarzen Brettes vortrugen und die partizipativ vorbereitete Kennenlernaktion durchgeführt.
Arbeitsintensive Workshoprunde
Bei der Anmeldung konnten sich die Beteiligten in verschiedene Workshops einwählen, für die Referent*innen geladen waren und zum intensiven Arbeiten mit viel Input 90 Minuten Zeit bleib, sodass zwar die Köpfe rauchten, die Teilnehmenden aber zufrieden aus den Workshops kamen.
Workshop: Stadt Land Fluss. Wegeführungen im ländlichen Raum = Freiraum = Kunstraum.
Ann-Kathrin Schmidt und Valerie Glock vom Förderprogramm LandKulturPerlen setzten sich mit ihrer Gruppe mit dem Thema Leerstand im ländlichen Raum auseinander. Dabei wurde nicht nur besprochen, wie der meistens als Barriere gesehene Leerstand als Chance genutzt werden kann, sondern es wurden anhand vorgegebener Szenarien Modelle für mögliche Kulturorte entwickelt und gebastelt.
Workshop: Miteinander mit und ohne. Hierarchiefreies Arbeiten in gemeinsamen Projekten von Menschen mit und ohne Behinderung.
Mit der aus Mainz angereisten Dramaturgin Noa Winter wurde rund um das Thema Inklusion diskutiert: Statt die Behinderung aus medizinischer Perspektive als eine Diagnose zu sehen, wurde der Begriff als kulturelles Phänomen vorgestellt. Die Perspektive der Betroffenen wurde hierbei einbezogen, Möglichkeiten, Strukturen zu ändern, um barrierefreie Räume zu schaffen wurden aufgezeigt und Impulse für die praktische Arbeit mit Menschen mit und ohne Behinderung vermittelt.
Workshop: Alle dabei? Diskriminierungssensible Öffentlichkeitsarbeit.
Lena Reichstetter und János Erkens aus der Bildungsstätte Anne-Frank aus Frankfurt konnten ihre Erfahrungen zur diskriminierungssensiblen Öffentlichkeitsarbeit im Workshop weitergeben. Viele Beispiele aus aktuellen Werbekampanien regten zur Diskussion und zur Bewusstwerdung auch schon feiner Unterschiede in Form und Ausdruck an.
Workshops: Beziehungsgeschichten. Kooperieren auf Augenhöhe: Nutzen und Erfolgsfaktoren von Vernetzung bei Kulturprojekten.
Mit den Möglichkeiten, die Kooperationen bieten und den Problemen, die daraus vielleicht entstehen können, setzte sich der Workshop zur Kooperation auf Augenhöhe mit der Referentin Friederike Schönhuth, Gründerin der Agentur Red Pony, auseinander.
Weitere Informationen zu den Themen aus den Workshops werden im Kulturkofferblog unter der Rubrik IM FOKUS als einzelne detaillierte Artikel erscheinen, um die Ergebnisse der Diskussionen und Vorträge zugänglich machen.
si
Weitere Informationen
Kinderakademie Fulda
Förderprogramm LandKulturPerlen
Noa Winter MA., Gutenberg-Universtität Mainz
Bildungsstätte Anne Frank
Agentur Red Pony